Am 21.04.2013 hatten wir das große Vergnügen, von der Foto-Künstlerin Jutta Engelage zu lernen. Sie hat sich bereit erklärt, uns zum Thema “Nicht das Ganze” wertvolle Anregungen zu geben.
Hier ihr Script:
Nicht das Ganze
“Nicht das Ganze” ist ein Detail, etwas bis ins Kleinste reduzierte. Das Detail (aus dem französischen détailler = abteilen oder aufteilen bzw. in Einzelteile zerlegen) bezeichnet eine Einzelheit zw. einen exakteren, bildlich oft vergrößerten Ausschnitt aus einem größeren Ganzen. „Nicht das Ganze” meint also etwas Fragmentarisches, das in seiner Abstraktion und Reduzierung auf das Wesentliche oftmals rätselhaft und geheimnisvoll erscheint.
Gelungene Aufnahmen von Details machen neugierig, weil sie Rückschlüsse auf Bekanntes und Vertrautes zulassen und gleichzeitig ungewohnte Perspektiven und Ansichten zeigen.
Gemeint ist nicht allein die Makrofotografie, die vieles offenbart, was unserem Alltagsblick verborgen bleibt und so diese Aufnahmen besonders faszinierend wirken läßt.
“Nicht das Ganze” zeigt immer einen Ausschnitt bzw. den kleinstmöglichen Teil eines Ganzen. Ein Fenster ist z.B. ein Teil von einem Haus, ist aber als solches ein Ganzes und passt somit nicht ins Thema!
Mut zur Reduzierung!
Das Wichtigste: Freude an der Fotografie!
Am Anfang eines jeden Bildes steht die Bildidee: Was will ich fotografieren? Welche Themen und Motive interessieren mich? Was will ich ausdrücken?
Wenn das Foto technisch und gestalterisch auf den Punkt gebracht ist, stehen die Chancen gut, ein handwerklich gutes Foto gemacht zu haben. Von einem sehenswerten und aussagekräftigen Foto wird jedoch mehr verlangt:
- Zeigt das Foto das Motiv aus einer ungewöhnlichen Perspektive, in einem herausragenden Licht, bringt es dem Betrachter etwas Neues, Ungewohntes, Berührendes?
- Sind die Gestaltungsregeln geschickt angewendet oder frech und bewusst missachtet worden, um Aufmerksamkeit zu wecken und im Bild zu halten?
- Regt das Bild den Betrachter zum Nachdenken an?
- Hat das Bild eine Nachhaltigkeit? Kann es fremde Betrachter berühren und begeistern? Löst es Emotionen aus?
- Erzählt das Foto eine Geschichte? Lässt es Raum für Gedanken, Erinnerungen, Träume, Visionen?